Über mich

Mich interessiert das Spannungsfeld der individuellen und zugleich universellen menschlichen Existenz- die komplexe Beziehung zur Umwelt, Randbereiche, Ambivalenzen, blinde Flecken und Fehlbarkeiten. Dabei hilft mir meine umfangreiche Lebenserfahrung vielschichtig und kontrastreich zu arbeiten.

  
Unser Gehirn gleicht beim Sehvorgang unbewusst in Millisekunden, die durchs Auge empfangenen optischen Reize mit unseren Erinnerungen ab. Das heißt, wir sehen nicht unbedingt das was uns real umgibt, sondern wir interpretieren unsere Umgebung durch unsere Erfahrungswerte. Diesen Prozess finde ich als Künstlerin unglaublich spannend und mache ihn mir in meinen Bildern zu nutze.
Künstlerisch tätig zu sein, beinhaltet unter anderem für mich die Fähigkeit des Tröstens und eröffnet neue Blickwinkel. Schon als Kind erschuf ich mir zeichnerisch und malerisch eigene Fantasiewelten, um vor der traumatisierenden innerfamiliären Gewalt Zuflucht zu finden. Kunst macht also Mut und eröffnet neue Möglichkeiten.
  
Jede meiner Arbeiten ist einzigartig und als leise Momentaufnahme gedacht, in denen wir die Chance haben, uns im anderen wiederzuerkennen. Je nach persönlichem Lebensfundus spiegeln sich in einer zunehmend komplexeren Welt auch Herausforderungen und Verletzlichkeit wieder.
Ich möchte malerisch Nähe erzeugen und die Sicherheit suggerierende Betrachtungsdistanz durchbrechen. Das kann bisweilen unheimlich wirken, ist aber gewollt.
So ist an den Protagonisten meiner Arbeiten das Leben nicht spurlos vorüber gegangen. Ihr spontanes Handeln beinhaltet die Möglichkeit des Scheiterns, aber auch des Hoffens auf Veränderung. Teils sind die Figuren müde von unterschiedlichen Facetten und Anstrengungen des Lebens, teils suchen sie nach anderen Horizonten, die sich auch in meinen Landschaftsbildern widerspiegeln. Licht und Schatten gehen unzertrennlich Hand in Hand. Sie als Betrachter sind eigeladen die Reiche ihrer Vorstellungskraft auszuloten und die Bildmomente in ihrem Sinne als Geschichten weiterzuentwickeln. 

Gerade in der heutigen Zeit der gesellschaftlichen Spaltung sollten wir erkennen, dass wir alle Menschen sind, menschliche Menschen. Und wir sind in der Lage, auch das Nichtsichtbare mitzudenken. 



Vita  
Geboren1973 im Erzgebirge, lebe und arbeite ich im "Blauen Land", der Heimat der expressionistischen Künstlervereinigung "Blauer Reiter".  Die Besonderheiten der abwechslungsreichen Landschaft mit ihren Bergen und Seen und des Lichtes sind mir Kraft- und Inspirationsquelle zugleich. 
Im Regionalverband Bildender Künstler Oberbayern- West e.V., im Murnauer Kunstverein e.V. „Die Tür“ und dem europaübergreifenden informellen Künstler-Kollektiv "Artists in Motion" bin ich aktives Mitglied.


Ausbildung

anfangs autodidaktisch - ist mein Ziel immer mehr zum Profi zu werden 

  • 1997 bis 2001 bei Enrico Richter (Schüler von Otto Dix) in Bichl 
  • 2017 bis 2018 und 2020 bis 2023 bei Stephanie Oncken in Garmisch- Partenkirchen (Sie studierte bei Roger Dale in Straßburg). 
  • 2018 bis 2020 Studium "Freie Malerei und Grafik" an der Privaten Berufsfachschule für Bildende Kunst in München
  • 2023 bis 2024 Studium Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Kolbermoor bei Felix Eckardt
  • 2025 Weiterbildung bei Felix Eckardt 

 

Einzelausstellungen

  • 2025 "SICHTBARES - UNSICHTBARES" in der Galerie des Kunstvereins Murnau
  • 2024 "VON MENSCH ZU MENSCH und anderen Zwischenräumen" im Rathaus Murnau
  • 2021/22 entstand das Projekt „WELLENWERFEN“. Abgeschlossen wurde es im Rahmen der 30-Jahr-Feier des „Netz gegen sexuelle Gewalt e.V.“  mit der Ausstellung aller Arbeiten und der Versteigerung des Bildes „Von kleinen Steinen und dem Prinzip Hoffnung“, zugunsten des Vereins im Pfarrheim „Miteinander“ in Weilheim. 
  • 2019 Wanderausstellung meines Projektes "IM FUNKENFLUG DER SCHATTENLICHTER", Bilder, Texte und Gedichte, die die massiven Auswirkungen von sexueller Gewalt in Kindheit und Jugend beschreiben. Die Ausstellung war in der Fachberatungsstelle „Netz gegen sexuelle Gewalt e.V.", in der Polizeiinspektion Weilheim, in den Ausstellungsräumen der Sparkasse Oberland in Weilheim sowie in der Dorfgalerie von Grainau über viele Wochen zu sehen. 
  •  1997 - 2002 mehrfach in Bichl, Penzberg, Mittenwald, Walchensee und Starnberg

 

 Gemeinschaftsausstellungen

  • 2025 "HORIZONS" internationale Ausstellung von "Artists in Motion" im Kulturforum 

       "Blaues Haus" Dießen

  • 2025 "WIE ES EUCH GEFÄLLT" - Murnauer Kulturwoche
  • 2024 ABSCHLUSSAUSSTELLUNG des Studiums Malerei in der Akademie der Bildenden Künste Kolbermoor
  • 2024 "HEITER BIS KOMISCH" - Murnauer Kulturwoche 
  • 2023 "IN LETZTER MINUTE" in der Galerie des Kunstvereins "Die Tür" 
  • 2023 "ÜBER GRENZEN GEHEN" - Murnauer Kulturwoche und "Tag des offenen Ateliers" 
  • 2023 "KultUrknall" Murnau  


 

Auszeichnungen

  • 2020 Verleihung des 3. Preises des Oberbayrischen Kunstförderpreises SeelenART im Kleinen Theater in Haar


 Sonstiges

  • 2024/25 Teilnahme am Buchprojekt von "Artists in Motion" anlässlich des 5jährigen Bestehens der europäischen Künstlervereinigung 
  • 2022 bis 2023 Mitarbeiterin des Teams von Stephanie Oncken in der "Kunstklamm16" in Garmisch- Partenkirchen, Begleitung der kleineren Kids bei ihrer künstlerischen Entdeckungsreise 

Laudatio zur Ausstellung "VON MENSCH ZU MENSCH und anderen Zwischenräumen" 

von Elisabeth Carr, Kulturmanagerin von KunstRäume am See,

Vorstandsvorsitzende der Kulturzeitschrift "Kultur in Bayern"


Salomé Herbst Ausstellung, 3.5.2024, Murnau, Rathaus 

 

Einführung : 

Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Kunstinteressierte dieser sehr beachtenswerten Einzelausstellung von S.H. im offensichtlich sehr kunstaffinen Foyer des Rathauses Murnau. 

Ich freue mich, heute mit Ihnen Gedanken über die eindrucks- wie ausdrucksstarken Bilder der Künstlerin teilen zu dürfen. Mich persönlich berühren sie stark. 

Lernen wir S.H. zunächst in ihrer persönlichen wie professionell künstlerischen Laufbahn kennen: 

Bereits als Kind bildet sie ihr ausgeprägtes Talent aus, indem sie  sich zeichnerisch und malerisch eigene Fantasiewelten erschafft – vor dem Hintergrund schwer traumatisierender Gewalt in der eigenen Familie. Phantastische Welten schafft sie sich als Zufluchtsräume. Und so zeichnet und bildet sich buchstäblich bei ihr schon sehr früh ab, wie Kunst zum Leben, zum Überleben verhelfen sollte. 

Von starker künstlerischer Energie erfüllt, wird sie später Schülerin von Enrico Richter (der wiederum Schüler von Otto Dix ist), sowie von Stephanie Oncken im Werdenfelser Land. Es folgt ein weiteres Studium der Freien Malerei und Grafik an der Privaten Berufsfachschule für Bildende Kunst in München. Und gerade abgeschlossen ist das Studium der Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Kolbermoor bei Felix Eckart. Und sie ist aktives Mitglied des Murnauer Kunstvereins „Die Tür“. 

S.H. kann auf zahlreiche Einzel- und Wanderausstellungen verweisen. 2020 wird ihr der 3. Preis des Obb. Kunstförderpreises  SeelenArt im Kleinen Theater in Haar verliehen. 

Wir beide kennen einander nun schon eine gute kleine Weile lang, im Laufe der letzten Jahre erfasste ich ihre erstaunliche künstlerische Reichweite und Wirkungsweise. Zunächst im Rahmen der Beratungsstelle Netz, Hilfe gegen sexuelle Gewalt in Weilheim, wo sie  mehrfach tief bewegend ausgestellt hat, und wo seither in den Beratungsräumen, wo ich auch selbst tätig bin, einige ihrer Bilder als Leihgaben starke Beachtung finden. 

Ich besuche sie in ihrer lichten Atelierwohnung im „Blauen Land“, dem Land ihrer großen expressionistischen Malerkolleginnen und Kollegen, in einem Atelier mit herrlichem Blick in die hügelige freie Natur.  Ihre Wirkstätte erscheint wie ein verdichteter Lebensraum, voller Erfahrungen… voller Bilder. 

Wir reden viel,  erzählen uns, wir lachen. Salomé Herbst liebt das Leben. Sie liebt das Lachen. 

Wir lernen also einander kennen von Frau zu Frau, von Künstlerin zu Kulturgestalterin, in künstlerischer wie kultureller und sozialer, sprich zwischenmenschlicher Beziehung. 

 Von Mensch zu Mensch eben. 

Und damit komme ich auf das titelgebende Motiv dieser Werkschau: Von Mensch zu Mensch … und anderen Zwischenräumen 

Dieser Titel enthält viel, sehr viel: 

 Nämlich das ganze Spektrum, den ganzen physischen wie metaphysischen Umfang, den mentalen und psychischen Raum menschlichen Seins, und Zusammenlebens. Untereinander im jeweiligen Kontext und Umfeld. In gegenseitiger Wechselwirkung miteinander verbunden. 

 Der menschliche Raum mit all seinen Facetten und Ausdrucksformen, mit seinen bisweilen schier unüberwindlich scheinenden Widersprüchen und Ambivalenzen, mit Sichtbarem und  … dem Auge nicht gleich Zugänglichem, mit Angenehmem und Unliebsamen, vordergründig oder verborgen hintergründig,  … und auch … abgründig. 

Unsere einmalige, einzigartige Existenz eben in der vielfältigen zwischenmenschlichen Beziehung, im Dialog, in der Auseinandersetzung und auch in der konflikthaften Konfrontation, immer wieder sehr leidvoll auch ohne erhoffte direkte Lösung oder Erlösung. 

Von Angesicht zu Angesicht, im gegenseitigen Anblicken. 

Von Mensch zu Mensch also, und dann heißt es weiter im Titel …  und anderen Zwischenräumen. 

„Als Zwischenraum ist „freier Raum“ zu verstehen, besonders zwischen zwei Dingen, Situationen oder Ereignissen. Ein Raum, der Spielraum zwischen „etwas“ sein kann, oder die Lücke in einem eigentlich zusammen- hängenden Ganzen. Oder aber, es ist ein zeitlicher Abstand gemeint, der zwischen bestimmten oder unbestimmten Vorgängen oder Handlungen liegt.“ 

 

Ein Zwischenzustand also, der sich uns nicht gesichert konkret, nicht geschlossen definiert, sondern sich uns vielmehr unbekannt offen und ungesichert auftut, der uns das Ertasten und Entdecken ermöglicht. Das Ausleuchten und Gestalten, der uns  aber auch zurückschrecken lässt und uns mit Unruhe, Besorgnis oder gar Angst erfüllen kann. Ein Bereich, in dem es uns unheimlich werden kann, in dem wir nicht heimisch und geborgen sind.  Ein Raum also „dazwischen“, in dem die unterschiedlichsten Empfindungen sichtbar und spürbar werden. 

Ein Zwischenraum der Ungewissheit. 

Und damit wären wir unmittelbar bei S. H. künstlerischem Antrieb. 

Sie selbst resümiert, dass gerade die Schönheit von Widersprüchlichem eine Faszination auf sie ausübt, der sie sich nicht entziehen kann, der sie sich menschlich wie künstlerisch völlig aussetzt; und dafür  Ausdrucksformen sucht und vor allem findet – wie wir hier sehen können.  

Leben versteht sie als Bewegung zwischen Gegensätzlichem und auch Diffusem. Bei der bewussten und unerschrockenen Hinwendung zu ihren Objekten und Themen kennt sie keine Berührungsängste oder Scham. 

Als sei sie gerufen geht sie auch dorthin, wo Reibung entsteht und wo es schmerzt. Sie ist davon überzeugt, dass uns Menschen gerade die Zerbrechlichkeit und Verletzlichkeit in einem tieferen Sinne schön sein lassen. Dass gerade durch die scheinbare Unvereinbarkeit das Liebevolle, das Lebensbejahende und Sinnstiftende im Zwischenmenschlichen entstehen kann. Und damit ein „neues lyrisches Gesamtbild“. 

 Das entspricht ihr, die sie sich auch als Lyrikerin auszeichnet, so ganz und gar. Ihre Bilder sind Gedichte, ihre Gedichte (oder Geschichten) sind Bilder. 

In der Stilrichtung  fühlt sie sich vorwiegend dem „phantastischen Realismus“ verpflichtet, zeigt sich uns aber auch in ihren verschieden formatigen Arbeiten surrealistisch, naturalistisch, und zumeist stark figürlich. 

Wir Betrachtende sind nun eingeladen, bei aller – vermeintlich - konkret präzisen Darstellung -  frei zu interpretieren. Eingeladen mit den bildlichen Inhalten intensiv in Resonanz zu treten, sich vielleicht auch berauschen zu lassen und unseren Fragen und Phantasien freien Lauf zu erlauben, um dabei möglicherweise bislang verschlüsselte, eigene „Zwischenräume“ zu entdecken und vielleicht Unbewusstes ans Licht zu holen. 

Ihre verzaubert anmutenden Welten, oftmals Wasserwelten,- Wasser. S.H. liebstes Element - umspülen uns dabei geheimnisvoll und schwerelos, geradezu sinnlich, etwas verschleiert und bisweilen leichtfüßig mit einem Augenzwinkern. Jedenfalls nie dogmatisch! 

Ihre Bilder symbolisieren in hoher Ästhetik das Unausgewogene, das Ringen um Balance, das Aneinandervorbeischauen. Sie verweisen auf offene Gefühlszustände und Fragen. Auf die Sehnsucht nach dem Wahren, auf den Wunsch nach festem Untergrund und schützender Behausung, nach  gutem Geleit, 

nach Lieben und Geliebtwerden. 

Die Titel ihrer Bilder –( Materialen: meist Acryl auf Leinwand und Holz, Kasein auf Holz) -  tragen die Suche, die Sehnsucht danach  in sich 

„Zwischenmenschliches“ 

 „Fremdvertraut“, 

„Blinder Fleck“, 

„Vor der Verwandlung“  (Großes Format: männlicher Akt, grübelnd, gebrochen? ganz in seiner Innenschau gefangen, das grüne aus den gebrochenen Bodendielen wachsende junge Bäumchen nichtwahrnehmend, nicht  erkennend) 

„Nur ein Versuch“ 

„Game Changer“, Fliegende Rochen 

 

oder 

„Stiller Dialog“ (das Mädchen, das auf Schienen sitzt, Ausweglosigkeit, Abbruch, Ausdruck von Verzweiflung aber auch Sehnsucht und Hoffnung – im Frühlingsgrün, im hoffnungsvollen Grün. 

Auch im Grün wie eine Märchengestalt das Cello im 

„Schattenorchester“ 

Oder sehr surrealistisch „Daphnes Vermächtnis“ mit dem Untertitel „I am a no body“ 

Im doppelten Sinne Namen gebend ist das Selbstportrait: „Herbst“, entstanden in einer Zeit des Rückzugs, gleichermaßen ein Hinein- und Hinausblicken. Das Fenster- und Brillenglas in mehrfacher Hinsicht die Einsicht, die Durchsicht. 

 Und weit in die Kindheit zurück reichend die Frage: 

Bin ich schuld?“ und die Aufforderung 

„Liebe Deinen Vater!“ 

Die Bilder, die Gedichte und Geschichten in ihnen, sie alle lassen uns weiterforschen. 

So dürfen wir schon jetzt gespannt sein auf Salomé Herbsts kommende künstlerische Welten. Auf weitere Zwischenräume und Wandelgänge menschlicher Existenz, auf ihre geheimnisvollen Weiten. 

 

Betrachten Sie nun In aller Ruhe und Aufmerksamkeit ihre Bilder, und  wenn Sie mögen, halten Sie auf Ihre ganz persönliche Weise Zwiesprache mit den sich offenbarenden „Geschichten und Gedichten“. 

Mit einem Gedicht, meinem Lieblingsgedicht von Salomé Herbst möchte ich schließen. 

 

Regentropfenperlen 

hängen unterm Zweige, 

aufgereiht an einer magischen Schnur, 

spiegeln die Welt und glänzen. 

Was wird geschehen, 

wenn ich von ihnen koste? 

Kann ich die Welt in ihnen schmecken 

Und spiegelt sie sich dann in mir?